Im Frühling 2011 bekam ich mit einigen Freunden die Möglichkeit, die westliche Bogendeckung zu dokumentieren. Das Projektierungsdatum und die Bezeichnung des Bauwerks muss ich nicht mehr schuldig bleiben,

Datum: 1958, Bezeichnung: Objekt 51/58 E-963.

Allerdings ist die Zweckbestimmung dieser Bogendeckung im Zusammenhang mit den Systemen R-5M unhaltbar, da das Baudatum, wenn man dem Bild des Corona-Satelliten folgt, um 1965 liegen dürfte. [1] Es gibt zwar verschiedene Denkansätze zur Verwendung für nachfolgende Systeme der RA der Division, eine Nutzung für die Systeme R-5M und R-12 kann aber zumindest für dieses Bauwerk ausgeschlossen werden.   

Szabolcs Kizmus fertigte aus den Daten der Vermessung dieses CAD Modell. Es gibt im Vergleich zur östlichen Bogendeckung einige Unterschiede. So sind z.B. die Innenwände nicht glatt, sondern haben die bekannte "Rippen" Struktur. Durch die Möglichkeit zur Dokumentation beider Bogendeckungen liegen mir Messdaten vor, die aufzeigen, dass beide Bauwerke in ihren Abmaßen und der Raumaufteilung gleich sind.

Länge: ca. 97.4 m
Breite: ca. 10.7 m
Höhe: ca. 5.40 m

Im Inneren:
3 große Räume (Saale) unterschiedlicher Länge. Dem folgend ein Trakt mit Mittelgang mit einer Vielzahl von unterschiedlich großen Räumen mit erkennbaren technologischen Funktionen. Zum Ende hin ein Doppelflügeltor mit Schlupftür, gefolgt von einem Zwischenraum mit Zugängen zu den Luftmischkammern und dem Außentor.

Ich danke allen fleißigen Vermessungshelfern, dem Licht Besorger, dem Genehmigungserteiler und natürlich dem CAD-Modellfertiger Szabolcs Kizmus!

 


Anfang April 2023 bot sich Dank der Unterstützung durch das Team "Untergrund-Brandenburg" die Möglichkeit, die Bogendeckung auf Grundlage der aus 2011 vorliegenden Messdaten und dem CAD Modell als 3-D Druck fertigen zu lassen. Mit Blick auf mögliche anschließende Modellarbeiten an der Bogendeckung (zb. Bewaldung) wurde der Maßstab 1:87 (HO) gewählt. Somit ergibt sich eine Modellgröße/fläche von ca. 110cm x 17cm (im Bereich der Rundbögen) bzw. x 15cm (am Anbau).

Damit Strukturen und Elemente der Deckung im Druck umsetzbar bleiben, wurde das Modell in sechs Segmente unterteilt. Nun gibt es für die kalte Jahreszeit verschiedene Denkansätze zur Art und Form der äußeren Gestaltung. Durch den Maßstab 1:87 ist vieles in realistischer Reichweite. Fortschritte werden hier dokumentiert ...


Arbeitsschritt 1:

Seit Anfang August 2023 wurde die ersten Arbeitsschritte am Model durchgeführt. Zunächst wurde festgelegt, dass es keinen Termindruck geben wird, so bleibt genügend Zeit für Ideen zur Gestaltung und für Präzision. Was letztendlich hoffentlich am Ergebnis sichtbar sein wird. In der ersten Phase erfolgte eine ausgiebige Sondierung und Prüfung der verfügbaren Materialien aus der Welt der Modellbauer. Die Vielfalt und der Variantenreichtum war überwältigend. Angesichts dessen stellt sich parallel dazu die Frage, welcher Zustand gefertigt werden soll, 1959 oder 2011? Alle Arbeitsschritte sind auch als Video verfügbar, momentan fehlt allerdings die Zeit für den Schnitt.
Schnell beschlossen war es, den Teil der Bogendeckung im Bereich der technologischen Räume offen zulassen und nur den vorderen Bereich der Säle Richtung gedeckter Zuführung und Rampe teilweise zu schließen und mit "Waldboden", "Bewuchs" und Blitzableitern zu versehen. Eben wie im Original. Der Blick in das Innere der Bogendeckung erhöht somit den Anspruch an Originalität. Denn hier sind Farbtöne gefordert, die möglichst dem Original entsprechen. Kleine Abweichungen seien verziehen. Erste Versuche mit zahlreichen Revell und Tamiya Farben sind schon gescheitert. Anhand von Farbsplittern wird nun eine Diagnose für die Abmischung anstrebt.

Ansicht Arbeitsschritt 1:
Zunächst wurden alle Teile bündig geschliffen, um Spaltmaße gering zu halten und auf einer schwarz grundierten Grundplatte verklebt. Anschließend erfolgte das Fertigen einer Unterkonstruktion aus Alugewebe und mehreren Schichten Gipsgewebe für das dann anschließende Aufbringen der Gelände-Modellier-Masse.

Arbeitsschritt 2:
 
Seit Februar 2024 geht es Stück für Stück ohne nervigen Termindruck weiter. Diese Arbeitsweise entspannt und lässt Raum für Ideen und auch Fehler.

Die Sondierung und Prüfung verfügbarer Materialien war abgeschlossen und wie im letzten Beitrag gezeigt, wurden die Grundlagen für das Aufbringen der halbseitigen "Erdüberdeckung" geschaffen. Erneut war eine Recherche in der Welt der Modellbauer und "Bastler" notwendig. Diesmal mit Werbung!

Ansicht Arbeitsschritt 2:
Zunächst wurde der Untergrund mit Gipsgewebe stabilisiert. Danach folgte in mehreren Schichten Gelände-Modellier-Masse. Nach jeweiliger Trocknung folgte im Anschluss ein Gemisch aus "Nadelwaldboden" und "Streumaterial", um dem Faktor "Natur" mit aufzunehmen, wurden auch getrocknete Blätter aus dem Park im Mixer zerkleinert. Um den Deckungsgrad zu erreichen, wurde in mehreren Schichten aufzutragen, verdichtet und flächig mit verdünntem Leim verklebt. Das Ergebnis lässt sich sehen, beängstigend real.

Weiterhin wurde die Fläche vor dem Anbau "betoniert". Parallel wurden bereits Materialien (Klinkerreliefwände, Dachpappenbögen) für die nächsten Arbeitsschritte gesucht, gefunden, gekauft, wieder verworfen und neu besorgt. Eine Schwierigkeit lag zb darin, wie zukünftig die "Glasbausteine" der beiden Fenster im Anbau dargestellt werden könnten?

Arbeitsschritt 3:
 
Langsam drängt sich eine Grundsatzfrage auf, welcher Zustand soll "hergestellt" werden? 1959 oder 1994?
 
In diesem Arbeitsschritt liegt der Fokus auf die Gestaltung vom Anbau, begleitet von den ersten gescheiterten Versuche, die Farbgebung einzelner Bereiche zu treffen, was nicht gelang. Für die Wandverkleidung wurde im Zubehörhandel "3D-Kartonplatte 'Klinker' gelb-bunt" 1:87 eingesetzt. Für die Dachabdeckung gab es "Dachplatte - Teerpappe lose". Für den Unterbau der Dachabdeckung brauchte es drei Querstreben. Diese kamen erneut aus dem 3D-Drucker. Vielen Dank an 'Untergrund-Brandenburg'!
 
1) Farbgebung Innenbereich Anbau: obere Wandhälfte in Altweiß, untere halb hoch in Moosgrün
2) Kartonplatte auf Außenflächen Anbau angepasst, Fenster ausgeschnitten und verklebt
3) Querstreben auf Pfeiler eingepasst und aufgeklebt, Untergrund für Teerpappe verklebt, Teerpappe geschnitten, eingesetzt und verklebt
4) Betonfläche und Hangmauer vorne sowie hintere äußere Struktur in Betongrau gestrichen

Tief in den Wäldern Estlands befinden sich noch heute stumme Zeugen der Stationierung der Raketensysteme R-12 (NATO Code: SS-4, GRAU Index 8K63). Eines dieser Bauwerke wurde von den Freunden 'UE Photography' besucht und dokumentiert. Diese Variante der Bogendeckung hat nur einen großen Saal und an den Kopfenden beidseitig angelegte Betriebs- und Wartungsräume. Eine Montagefunktion würde ich hier aufgrund der zentralen Lage des Saals mit den Durchfahrten, der geänderten Torkonstruktion und der aufgebrachten Schläuche zum Zwecke der Abdichtung der Torspalte eventuell ausschließen. Die Rippenstruktur, basierend auf der Verschraubung der einzelnen Bogenelemente, zeigt Parallelen, die auch in der westlichen Bogendeckung in Vogelsang sichtbar sind. Dies lässt die Vermutung zu, dass auch diese Bogendeckung in Estland Anfang der 60ziger Jahre errichtet wurde.


Vielen Dank an 'UE Photography' für die Dokumentation 

Bunker R-12 Estland


Detailgrafik zum Spaltmaß an den Toren der Stirnseiten. Dieses Spaltmaß resultiert zum einen aus der Konstruktion der Torscharniere (u.a. "aufschwingen"), da es sich bei dem Bauwerk um ein Typenprojekt handelt, welches in jeder denkbaren Klimaregion gebaut wurde und daher auch Klimaschwankungen unterworfen sein kann und zum anderen war eine Hermetisierung, welche ohne größeren Aufwand realisierbar gewesen wäre, nicht gewollt bzw. notwendig.



(Quelle: Team + Archiv heimatgalerie, Szabolcs Kizmus, B. Pohler)